Mit

Sammy Baloji, Nilla Banguna, Jackson Bukasa & Dan Kayeye & Justice Kasongo, Sybil Coovi Handemagnon, Fundi Mwamba Gustave & Antje Van Wichelen, Franck Moka, Hadassa Ngamba, Isaac Sahani Dato, Georges Senga,         Julia Tröscher

Basierend auf einem Konzept von Lotte Arndt & Sammy Baloji, ko-kuratiert von Lotte Arndt, Yasmin Afschar und Marlène Harles, in Zusammenarbeit mit Picha, Lubumbashi, Framer Framed, Amsterdam und Reconnecting „Objects“ (Technische Universität Berlin)

Eröffnung: 26/10, 19 Uhr

In seiner künstlerischen Arbeit untersucht Sammy Baloji die Geschichte des Bergbaus in seiner Heimatstadt Lubumbashi im Südosten der Demokratischen Republik Kongo. Dabei setzt er den tiefgreifenden Zerstörungen der Umwelt und der sozialen Strukturen die Erinnerungen und Hoffnungen der Menschen in der Region Katanga entgegen. Die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden, Aktivist*innen und Akademiker*innen sowie die Zusammenführung vieler Formen von Wissen und Produktion sind wesentliche Bestandteile seiner künstlerischen Praxis. Für die Ausstellung in der Kunsthalle Mainz lädt er zwölf Künstler*innen, mit denen er in der Demokratischen Republik Kongo oder in Europa im Austausch steht, ein und setzt damit diese Entwicklung kollektiver Strukturen, die er als Strategie des Widerstands gegen den Extraktivismus, einer Wirtschaftsform, bei der Rohstoffe ohne Rücksicht auf Mensch und Natur „herausgezogen“ werden, versteht.

Die Entwicklung kollektiver Strukturen durch die Zusammenarbeit mit Künstler*innen, Aktivist*innen und Theoretiker*innen ist in Sammy Baloji’s Arbeit eine Kontinuität. Eine herausragende Rolle kommt dabei dem Kunstzentrum Picha zu, einer unabhängigen Plattform in Lubumbashi, die von Kunst- und Kulturschaffenden getragen wird, und die Baloji 2008 mit befreundeten Künstler*innen gegründet hat. Picha richtet seither die Lubumbashi Biennale aus, die sich in ihrer letzten Ausgabe 2022 dem Thema Toxizität widmete. Im Rahmen der Ateliers Picha begleitet das Zentrum junge kongolesische Künstler*innen mit einem Residence- und Mentoring Programm.

Die Einladung der Kunsthalle Mainz an Sammy Baloji hat dieser folgerichtig ausgeweitet. Zusammen mit der Kuratorin & Kulturwissenschaftlerin Lotte Arndt lädt er zwölf weitere Kunstschaffende, mit denen er in DR-Kongo oder Europa im Austausch steht, nach Mainz ein. Über die Abgrenzungen von Disziplinen, Orten und Medien hinweg entsteht dabei ein kollaborativ-kollektives Unterfangen, das Fragestellungen und Arbeitsweisen, die zum großen Teil in Lubumbashi entwickelt wurden, im Kontext von Mainz und Deutschland neu befragt.

Anknüpfend an die letzte Lubumbashi-Biennale stützt sich die Ausstellung auf kollektive Formen künstlerischer Produktion, die den anhaltenden toxischen Wirkungen von wirtschaftlicher, ökologischer und sozio-kultureller Ausbeutung zu widerstehen versuchen. Die gezeigten Arbeiten wurden von den Künstler*innen im Rahmen der Ateliers Picha, in Kooperation mit Framer Framed Amsterdam, der Lubumbashi Biennale, sowie dem Forschungsprojekt Reconnecting „Objects“ entwickelt und werden erstmals in Deutschland gezeigt.

Die Ausstellung entfaltet sich entlang dreier thematischer Stränge: „Enteignung von Land & die Umwandlung von Grund in Rohstoff“ steht etwa in den Arbeiten von Franck Moka, Hadassa Ngamba und Georges Senga im Vordergrund. Sybil Coovi Handemagnon, Isaac Sahani Dato, und Fundi Mwamba Gustave & Antje Van Wichelen konfrontieren das „koloniale Archiv und seine Kontinuitäten“. In den Arbeiten von Nilla Banguna, Julia Tröscher und Jackson Bukasa & Dan Kayeye & Justice Kasongo werden narrative und piktorale Vermächtnisse, die am Rande der Strukturen urbaner Moderne in oft prekären Verhältnissen praktiziert werden, neu gelesen und angeeignet. So etwa das Kasala, ein mündlich vorgetragenes Gedicht, das die Geschichte einer Person oder einer Gemeinschaft zelebriert, indem es genealogische und biographische Elemente mit Mythen und Erzählungen zur kosmischen Ordnung der Welt kombiniert: „Transmission durch Transformation“.

Die ineinander verwobenen Themenstränge stehen im direkten Bezug zu Sammy Balojis Arbeiten aus den letzten Jahren sowie zu seiner aktuellen Forschung, die sich mit Anknüpfungspunkten zur Wiederherstellung unterbrochener Wissensketten, Möglichkeiten sich hierfür auf Objekte zu stützen, vor allem aber mit Überlieferung als lebendiger Praxis befasst. Mit einer durch die kollektiven Strukturen getragenen Aufmerksamkeit entwickeln die Künstler*innen immer neue Formen und Kooperationen, um Widerstand gegen den Extraktivismus zu leisten.

Die Ausstellung in der Kunsthalle Mainz wird gefördert durch den Kultursommer Rheinland-Pfalz, das Institut français, sowie weitere öffentliche und private Geldgeber.

Wir danken unseren Partner*innen Picha, Lubumbashi (besonders Jean-Sylvain Tshilumba Mukendi und Lucrezia Cippitelli), Framer Framed, Amsterdam, Twenty Nine studio, Brüssel und Reconnecting „Objects“ (Technische Universität Berlin). Das Projekt Reconnecting „Objects” der TU Berlin wird gefördert durch die Volkswagen Stiftung.

 

 

 

Eventdatum: 27.10.23 – 11.02.24

Eventort: Mainz

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Kunsthalle Mainz
Am Zollhafen 3-5
55118 Mainz
Telefon: +49 (6131) 1269-36
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Kategorien: Ausstellung